Einsatz der High Velocity Therapie in Kombination mit automatischer FiO2 Steuerung für die Mobilisation einer Patientin mit schwerer interstitieller Lungenerkrankung (ILD)
Thomas Hillmann, Atmungstherapeut, Physiotherapeut
Unversitätsklinik Essen, Ruhrlandklinik
Vapotherms high velocity therapie ist ein Instrument zur Behandlung der respiratorischen Insuffizienz. Obschon Ergebnisse abweichen können glaubt Vapotherm, dass dieser Fallbericht ein gutes Beispiel für den klinischen Nutzen der High Velocity Therapie bei der Mobilisation von Patienten darstellt. Anwender sollten immer die Vollständige Bedienungsanleitung aller hierin genannter Produkte Berücksichtigen bevor sie die Therapie verordnen oder einsetzen.
Einleitung
Mobilisation, Bewegung und Training sind essentielle Bestandteile von Therapiekonzepten für schwer dyspnoeische Patienten die zur Lungentransplantation gelistet sind.
Eine gute körperliche Konstitution erhöht die Wahrscheinlichkeit für ein positives Outcome nach Transplantation.[1] Körperliche Aktivität reduziert die Inzidenz von Infektionen auf der Warteliste und hat darüber hinaus positive Effekte auf Psyche und Lebensqualität.[2]
Die wichtigsten therapeutischen Säulen für Patienten auf der Transplantationsliste sind Symptomkontrolle (Dyspnoe – das Hauptsymptom), Vermeidung von Komplikationen und Infektionen und körperliches Training, für welches die Entlastung der Atempumpe essentiell ist.
Patienten Historie und Klinik
Wir berichten über eine 35-jährige Patientin, die sich zur stationären Behandlung auf der spezialisierten Transplantations Station der Universitätsklinik Essen, Ruhrlandklinik befand.
Die Patientin wurde uns aus einem sekundären Krankenhaus bei Dekompensation ihrer zugrunde liegenden idiopathischen Lungenfibrose (IPF) zugewiesen.
Sie war bereits seit März bei EuroTransplant zur Lungen-transplantation gelistet. Ihre Symptome bestanden unter anderen aus zunehmender Ruhedyspnoe und dem Unvermögen zu gehen oder andere körperliche Übungen zu absolvieren. Bei einer Sauerstoffzufuhr 8 L/min litt sie unter Sprechdyspnoe und war deutlich in ihren Aktivitäten des täglichen Lebens eingeschränkt.

Behandlung und Ansprechen der Therapie
Zu Beginn erhielt die Patientin einen Kortison Stoß, der zumindest subjektiv wirksam erschien.
Bezüglich der Atmungsunterstützung entschieden wir, die Patientin von 8-12 L/min low flow Sauerstoff (LFO2) auf Vapotherm’s High Velocity Therapie bei 20 L/min Flow umzustellen. Die FiO2 wurde hierbei automatisch von Vapotherms Oxygen Assist Modul angepasst und pendelte zwischen 50 und 90% basierend auf einer Ziel- SpO2 von 93%. Obwohl sich die Patientin initial durch das Strömungsgeräusch der High Velocity Therapie gestörte fühlte, akzeptierte sie die Behandlung dennoch, da sie umgehend eine deutliche Verbesserung der Sprechdyspnoe wahrnahm.
Wir beschlossen ein individualisiertes Trainingsprogramm für sie zu erstellen, welches wir mit einem 6-Minuten Gehtest (6-MWT) starteten, den wir in Bezug auf Dyspnoe und Gehstrecke mit einem 48h zuvor absolvierten Gehtest verglichen.
Ihre Gehstrecke unter 10 l/min low flow Sauerstoff betrug 90m mit einer Durchschnittgeschwindigkeit von 0,25m/sec. Auf der BORG Dyspnoe Skala gab sie 3/10 zu Beginn des Gehtests und 8/10 eine Minute nach Beendigung des 6-MWT an.
Low Flow Sauerstoff | HVT & OAM | |
---|---|---|
BORG nach dem 6-MWT(BORG vor dem 6-MWT) | Nasenbrille 10 liter pro Minute | HVNI 30LPM FiO2 60-100% |
BORG nach dem 6-MWT (BORG vor dem 6-MWT) | 8/10 (3/10) | 3/10 (2/10) |
Gehstrecke | 90m | 195m |
Durchschnittsgeschwindigkeit | 0,25 m/sec | 0,54m/sec |
Bei 30 L/min High Velocity Nasal Insufflation (HVNI) über Vapotherm’s Transfer Unit (VTU) in Kombination mit dem OAM, betrug ihre Gehstrecke 195m mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 0,54m/sec (siehe Tabelle 1).
Ihre FiO2 pendelte zwischen 60 und 100% was in einer mittleren SpO2 von 94% bei einer Spanne von 91-100% resultierte (siehe Grafik 2). Darüber hinaus war auch ihr Dyspnoe empfinden deutlich reduziert, vor dem Start gab sie 2/10 auf der BORG Skala an und eine Minute nach Ende des 6-MWT 3/10 (Siehe Tabelle 1). Neben der Methode der Sauertoff Applikation und Titration waren alle weiteren Interventionen sowie der Gesamtzustand der Patientin vergleichbar.
Dasselbe Personal führte den 6-MWT zur gleichen Tageszeit bei vergleichbarer BORG-Skala zu Beginn des Tests durch.

Diskussion
High Velocity Nasal Insufflation scheint die Atemarbeit der Patientin sowohl in Ruhe als auch unter Belastung effektiv reduziert zu haben.
Das Oxygen Assist Modul in Verbindung mit der mobilen Vapotherm Einheit erlaubte es der Patientin sich auf die Mobilisation und nicht auf ihre Atemprobleme zu konzentrieren. Dies hatte Einfluss sowohl auf die Patientin als auch auf den Physiotherapeuten, der sich ebenfalls auf die Mobilisation konzentrieren konnte und nicht damit beschäftigt war, die Sauerstoffzufuhr entsprechend der SpO2 anzupassen. Dies wurde schnell und wirksam vom OAM übernommen.
Wir beobachten regelmäßig eine Zunahme der Dyspnoe sowie schwere Entsättigungen nach Beendigung von Belastung. Dies ist eindrücklich auf der OAM Grafik (Grafik 2) dokumentiert. Nachdem die Belastung bei 10:42 endet, erholt sich die Patientin zunächst bevor der Sauerstoffbedarf erneut ansteigt (grüne Kurve). Das OAM war erfolgreich im Stande dies abzufangen und die Patientin vor Hypoxämie und Dyspnoe zu bewahren.

Zusammenfassung
Der Einsatz der HVNI im Zusammenspiel mit der automatischen Sauerstofftitration mittels OAM resultierte in einer deutlichen Reduktion der Dyspnoe dieser Patientin. Wir glauben, dass diese Therapieanpassung der Patientin einen deutlichen Vorteil bietet, während sie auf ihre Transplantation wartet.
QUELLEN
[1] Melinda LI: Pulmonary rehabilitation in lung transplant candidates; Journal for Heart and Lung Transplant 2013; http://dx.doi.org/10.1016/j.healun.2013.04.002
[2] Carolyn L. Rochester: Pulmonary Rehabilitation for Respiratory Disorders Other than Chronic Obstructive Pulmonary Disease; Clin Chest Med 35 (2014) 369–389; http://dx.doi.org/10.1016/j.ccm.2014.02.016
ZUSÄTZLICHE QUELLEN
Daniel Langer : Rehabilitation in Patients before and after Lung Transplantation; Respiration 2015; DOI: 10.1159/000430451
Carolyn L. Rochester: Pulmonary Rehabilitation for Patients Who Undergo Lung-Volume-Reduction: Respiratory Care 2008; Vol 53 No 9
Mariana Hoffmann: Effects of pulmonary rehabilitation in lung transplant candidates: a systematic review; BMJ Open 2017;7:e013445. doi:10.1136/bmjopen-2016- 013445
American Thoracic Society: https://www.thoracic.org/patients/patient-resources/resources/pulmonary-exercise-training-transplantation.pdf